Struktur- und Landschaftswandel am Beispiel Schlieren im ausserschulischen Lernen

Fallstudien zu einzelnen Ortschaften mit Industriestandorten sind besonders geeignet, exemplarisch Wechselbeziehungen zwischen regionalem Landschaftswandel und dem Umgang mit der Natur auf der einen und sozioökonomischen Veränderungen (Strukturwandel) auf der anderen Seite aufzuzeigen. Ebenso ermöglichen sie im Rahmen der Lehrplanvoraussetzungen fachübergreifendes Lernen innerhalb des Fächerverbundes RZG und dem überfachlichen Anliegen BNE.

Die Limmat als Lebensader (Transport, Fischfang usw.) und Gefahrenquelle prägte die Entwicklung Schlierens. Die stete Hochwassergefahr erklärt die etwas erhöhte Lage der unmittelbar an Zürich angrenzenden, im Mittelalter gegründeten Gemeinde. Die Korrektion der Limmat sowie der Bau der Bahnlinie Baden-Zürich führten im ausgehenden 19. Jahrhundert zu einer Umnutzung der in der Ebene gelegenen Streuwiesen und Flussauen und schufen die Voraussetzungen für die Niederlassung von Industriebetrieben. Schlieren wandelte sich von einer bäuerlichen Landgemeinde hin zur urbanen Kleinstadt. Die Schliessung namhafter Unternehmen wie des Gaswerks (Gasi) und der Waggons- und Aufzügefabrik Schlieren (Wagi) führten ab Ende des 20. Jahrhunderts zur postindustriellen Raumumnutzung (Foschung, Dienstleistungen, Freizeit) der Industriebrachen. 
Anhand der in jüngster Zeit angestrebten Planungen, den Flussverlauf zu renaturieren und als Naherholungsgebiet aufzuwerten, können mögliche zukünftige Nutzungskonflikte innerhalb und zwischen den drei Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Soziales und Wirtschaft aufgezeigt werden.

In meinem Beitrag möchte ich didaktische Zugänge und kompetenzorientierte Aufgabenformate zur Wechselwirkung zwischen Industriegeschichte/Strukturwandel und Landschaftswandel aufzeigen. Stillgelegte und umgenutzte Industrieareale sind in der Schweiz fast überall zu finden. Im Sinne der Maxime «Grabe wo du stehst», wären auch andere Industriestandorte in der Schweiz als mögliche «Transfer»-Orte denkbar.

Literatur:

Ewald, Klaus C. / Klaus, Gregor: Die ausgewechselte Landschaft. Vom Umgang der Schweiz mit ihrer wichtigsten natürlichen Ressource, Bern, Stuttgart, Wien 2009.

Henke-Bockschatz, Gerhard: Kulturlandschaften wahrnehmen und entschlüsseln oder: Welche Kompetenzen brauchen SchülerInnen zur historischen Spurensuche? In: Schmitt, Annika; Westphal, Siegrid; Düselder, Heike: Umweltgeschichte: Forschung und Vermittlung in Universität, Museum und Schule. Wien 2014, S. 122-14.

Meier, Bruno / Rothenbühler, Verena: Geschichten aus dem Alltag. Schlieren 1750-1914, Baden 2014.

Radkau, Joachim: Natur und Macht. Eine Weltgeschichte der Umwelt, München 2000.

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