Agrarkommunen, Anarchismus und Naturkonzepte im imperialen Japan, c. 1900-1940

Dieses Referat untersucht Agrarismus, kommunales Leben und Naturkonzepte in anarchistischer Theorie und Praxis im imperialen Japan. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts bildete sich Anarcho-Kommunismus als ein prominenter Strang der heterogenen anarchistischen Bewegung in Japan heraus. Im Gegensatz zu Anarcho-Syndikalismus und Anarcho-Terrorismus fokussierte Anarcho-Kommunismus kommunales Leben und landwirtschaftliche Produktion. Anarcho-Kommunist*innen waren dabei in einem politisch stark umkämpften Feld positioniert, da auch Konservative, Folkloristen und Faschisten vom anderen Ende des politischen Spektrums japanische (agrar-)kulturelle Traditionen als letztes Bollwerk gegen die erodierenden Kräfte des globalen Kapitalismus popularisierten. Obwohl sämtliche Agrarist*innen das Ideal der Dorfkommune und eine Kritik an Industrialisierung und Urbanisierung teilten, unterschieden sich Anarchist*innen radikal von nationalistischen und spirituellen Konzeptionen des vermeintlich natürlichen Landlebens. Vielmehr entwickelten sie revolutionäre Vorstellungen von Natur, Gemeinschaft und schlussendlich menschlicher Existenz, die sehr viel progressiver und wissenschaftlich fundiert waren als die konservativen und faschistischen Gegenentwürfe. So etablierten sie Konzepte und Praktiken eines ihrer Ansicht ebenfalls natürlichen Lebens, das sich kritisch den kapitalistischen Produktionsverhältnissen, Klassenteilung, Privateigentum und Ausbeutung versperrte, und gleichzeitig Befreiung von Kapitalismus, Imperialismus und staatlicher Institutionen versprach.

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