Mensch-Natur-Beziehungen im Unterricht: Fachdidaktische Zugänge und konkrete Beispiele [Panel #59]
Donnerstag, 30. Juni
13:45 bis 15:15 Uhr
Raum M 1160
Landschaften spielen im Geschichtsunterricht meist eine eher untergeordnete Rolle. Dabei hat das Thema für das historische Lernen viel Potential. Unter «Landschaft» wird im Historischen Lexikon der Schweiz das «Erscheinungsbild des gestalteten Geländes» verstanden. Schon diese Definition deutet an, dass Landschaft keine starre Erscheinungsform darstellt, sondern durch Gestaltung stetig verändert wird und dadurch auch eine historische Dimension erhält. Landschaften wandeln sich stetig, viele dieser Veränderungen sind auf Wechselwirkungen in Mensch-Naturbeziehungen zurückzuführen. Sei es die Veränderung dieses Verhältnisses über die Zeit, wie z.B. der veränderte Umgang mit Naturrisiken wie Lawinen oder Hochwassern oder auch sich wandelnde Schutzkonzepte von Natur, beispielsweise bei Moor-Landschaften.
In den letzten Jahrzehnten hat sich in diesem Zusammenhang der Begriff der «Kulturlandschaft» herausgebildet. Henke-Bockschatz versteht darunter einen «Naturraum», der durch Menschen an die jeweiligen Bedürfnisse betreffend Wirtschaft, Gesellschaft und Ästhetik angepasst wurde. Zudem könnte unter Kulturlandschaft ein Raum verstanden werden, der in verschiedenen historischen Schichten Spuren unterschiedlicher Anpassungen der Natur durch den Menschen beinhaltet.
Henke-Bockschatz leitet aus diesen Überlegungen des Landschaftswandels auch eine geschichtsdidaktische Relevanz ab. Kulturlandschaften und deren Wandel zu entschlüsseln, bedeute einen regional-lokalhistorischen Längsschnitt zu begreifen und unterschiedliche historische Kompetenzen zu fördern. In der Schweiz hat dieses Vorhaben eine besondere Relevanz. Mit der Einführung des Lehrplans 21 wird das Schulfach Geschichte Teil eines Fächerverbundes mit Geographie. Der Wandel von Mensch-Naturbeziehungen am Beispiel von Landschaften kompetenzorientiert zu analysieren, ist eine Möglichkeit, den Kompetenzerwerb beider Fächer sinnvoll miteinander zu verbinden und historisches Lernen im Fächerverbund kreativ zu fördern. Zugleich besteht die Möglichkeit durch den regional-historischen Zugang, der sich in diesen Themenbereichen vielfach anbietet, einen lebensweltorientierten Zugang für Schülerinnen und Schüler zu bieten und dadurch das Interesse an historischen Untersuchungen zu wecken.
Aus diesen Überlegungen ergeben sich folgende Fragestellungen für das Panel: Wie können Veränderungen der Landschaft in Zusammenhang mit Mensch-Natur-Beziehungen in den Geschichtsunterricht aufgenommen werden? Mit welchen Zugängen können historische Kompetenzen in diesen Themenbereichen gefördert werden?
Walter, François: «Landschaft», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.01.2011, Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007840/2011-01-04/, konsultiert am 06.04.2021.
Henke-Bockschatz, Gerhard: Kulturlandschaften wahrnehmen und entschlüsseln oder: Welche Kompetenzen brauchen SchülerInnen zur historischen Spurensuche? In: Schmitt, Annika; Westphal, Siegrid; Düselder, Heike: Umweltgeschichte: Forschung und Vermittlung in Universität, Museum und Schule. Wien: Böhlau 2014, S. 122-141.
Verantwortung
ReferentInnen
Referate
- Naturrisiken gestern – heute – morgen im ausserschulischen Lernen: Das Grosse Moos
- Struktur- und Landschaftswandel am Beispiel Schlieren im ausserschulischen Lernen
- Mensch-Naturbeziehungen in historischen Karten entschlüsseln. Die Rheinkorrektion als Beispiel für integrativen Geschichtsunterricht auf der Sekundarstufe I